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    Leseprobe:

    Aus dem Manuskript des Buches:
    "Der Autogeher - Auto-Biographie eines Ökorevolutionärs"

    März 1988 bis November 1996

    Michael Hartmann

    Ich war mit meiner Freundin Regine unterwegs an einem schönen Tag im März 1988. Wir spazierten auf dem Bürgersteig einer der vielen Straßen Münchens, auf denen natürlich wie so oft in dieser Stadt ein Auto abgestellt war.
    Regine und ich mußten hintereinander, nicht nebeneinander an dem Auto vorbei und aus Wut darüber, daß wir schon wieder von solch einem Automobil so eingequetscht, so mißachtet wurden, sagte ich zu ihr: "Weißt Du was, Regine? Über das nächste Auto werd` ich jetzt einfach drübersteigen." und meinte damit das nächste auf dem Bürgersteig parkende Fahrzeug.

    Und es ließ nicht lange auf sich warten. Ich stieg also auf den Kofferraum, ging leichtfüßig auf das Dach hinauf, einen Schritt in die Mitte desselben, und
    BUCdruck

    ein Blobb, der nächste ans vordere Ende des Daches und ein Blubb, schließlich noch auf die Motorhaube und mit einem Sprung nach unten.

    Regine lachte, und sagte ich sei verrückt, mir hingegen hatte der Aufstieg auf solch ein Auto das Gefühl gegeben doch nicht so ganz machtlos gegen die Autos zu sein. Und ich beschloß, ab diesem Tag über jedes Auto hinwegzusteigen, welches sich mir auf dem Bürgersteig in den Weg stellte.
    Schon zwei Stunden später war es soweit, ich hatte mich von Regine verabschiedet und ging meines Weges, als ich vor mir ein Auto auf dem Bürgersteig stehend parken sah. Sollte ich jetzt wirklich ... ? Und schon war ich da, vor dem Auto. Auf die Stoßstange, Motorhaube, Dach (diesesmal machte es kein Blubb), schließlich auf den Kofferraum und wieder nach unten. Bauz, ich hatte es gemacht und irgendwie machte es schon ein bißchen Spaß, die ganze Welt mal von einem anderen Standpunkt aus zu sehen.

    Beim nächsten und letzten Auto für den damaligen Tag, welches ich überstiegen hatte, kam gerade in dem Moment, als ich vom Kofferraum auf das Dach stieg, ein älteres Ehepaar an mir und dem Auto vorbei. Und mit einem Grinsen mußte ich ein Schmunzeln von ihnen aufnehmen, als sich unsere Blicke trafen. Ich wußte: Ich hatte eine Möglichkeit gefunden, die Autos ein wenig in Frage zu stellen, ja, mir der Unterstützung zumindest eines Teils unserer älteren MitbürgerInnen sicher zu sein! Auf dem weiteren Weg bis zu der Eingangstür des Mietshauses, in dem ich wohnte, dachte ich über die Möglichkeiten nach, die sich daraus ergeben würden. Wenn mehere Menschen das jeden Tag so machen würden - also jedes Auto, welches ihnen auf dem Bürgersteig in die Quere kam, einfach übersteigen würden?
    Ich selbst jedenfalls schlief an diesem Abend glücklich ein, mit der Gewißheit, eine interessante und wichtige Aufgabe in Angriff genommen zu haben: den Bürgersteig frei zu bekommen von den alles verachtenden Automobilen.

    Hartmann, Michael: Der AutoGeher :
    AutoBiographie eines AutoGegners
    Michael Hartmann. - 1. Aufl. - Münster : Unrast, 1998

    ISBN 3-928300-81-4                 online bestellen